Bewerbung ohne Anschreiben – die Vor- und Nachteile

In den letzten Monaten sind in den (Online-) Medien immer wieder Schlagzeilen aufgetaucht, dass bestimmte Arbeitgeber jetzt auf Anschreiben bei der Bewerbung verzichten würden. Prominentestes Beispiel ist dabei sicher die Deutsche Bahn. Viele Bewerber wären erleichtert, wenn dieser Wunsch Realität würde und auch für Personaler ist der Lebenslauf oft interessanter als die „ewig gleichen“ Anschreiben.

Doch bei näherem Hinsehen gelten eine ganze Reihe von Einschränkungen für die Bewerbung ohne Anschreiben. Außerdem zeigen wir Ihnen die Vor- und Nachteile einer Bewerbung ohne Anschreiben auf und empfehlen allen, die keine Lust auf das ausgeklügelte Ausformulieren eines Bewerbungsanschreibens haben, eine Alternative:

Hier ist die Bewerbung ohne Anschreiben möglich

  • Rissmann
  • Henkel
  • Otto
  • Deutsche Bahn
  • Lufthansa

Allerdings gibt es eine Reihe von Einschränkungen:

Bei der Deutschen Bahn gilt die Bewerbung ohne Anschreiben nur für Auszubildende ab Herbst 2018 auf der Online-Plattform, die Motivation wird im Vorstellungsgespräch abgefragt. Bei Otto müssen Bewerber statt eines Anschreibens Motivationsfragen beantworten und bei Henkel führt die Bewerbung zügig zu einem Telefoninterview (Tipps zur Vorbereitung auf das Telefoninterview). Bei der Lufthansa und Rossmann gilt das Angebot eingeschränkt nur für bestimmte Berufsgruppen.

Die Vorteile einer Bewerbung ohne Anschreiben

Auf den ersten Blick hat die Bewerbung ohne Anschreiben sowohl für Bewerber als auch Arbeitgeber einige Vorteile:

  • Es senkt die Hürde für die Bewerbung
  • Es spart auf beiden Seiten Zeit
  • Es gibt weniger Floskeln und Heuchelei
  • Für viele Berufsgruppen ist das Anschreiben keine Arbeitsprobe- sie müssen in Ihrem Beruf nicht gut schriftlich formulieren können
  • Die Motivation muss sowieso im persönlichen Gespräch geklärt werden

Die Nachteile einer Bewerbung ohne Anschreiben

Bei näherem Betrachten sollten die Vorteile nicht überbewertet werden:

Die Zeitersparnis für Bewerber ist nach unserer Einschätzung nicht sonderlich hoch, denn: Ist ein gutes Anschreiben einmal formuliert, kann es leicht an die aktuelle Stellenausschreibung angepasst werden. Und: Gedanken zur Motivation muss man sich sowieso spätestens vor dem Vorstellungsgespräch oder Interview machen und es kann nichts schaden, das auch schriftlich auszuformulieren. Das verschriftlichen hilft, die eigenen Gedanken auf den Punkt zu bringen.

Wer auf ein Anschreiben verzichtet, verzichtet auf die Gelegenheit, seine Motivation darzustellen. Das ist insbesondere dann ein Nachteil, wenn der Lebenslauf nicht optimal zur Stellenausschreibung passt.

Arbeitgeber sparen sich natürlich zunächst auch Zeit, wenn auf Anschreiben verzichtet wird. Die Mehrheit der Personaler wirft sowieso lieber zuerst einen Blick auf den Lebenslauf. Doch wie sich aus den obigen Beschreibungen abzeichnet, wird das Anschreiben meist nicht ersatzlos gestrichen, sondern durch Motivationsfragen oder ein Telefoninterview ersetzt.

Die Alternative: Ein kurzes Anschreiben

Zum Beispiel (per E-Mail):

Sehr geehrter Herr Meier,

im Anhang zu dieser E-Mail finden Sie meine Bewerbungsunterlagen für die Stelle als …
Für Rückfragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen

oder

als Dipl. Ingenieur Fachrichtung …. habe ich 5 Jahre als … gearbeitet und dabei erfolgreich ….
Näheres entnehmen Sie bitte meinen Bewerbungsunterlagen im Anhang.

oder

Sie beantworten einfach die Fragen: „Warum ich?“ und „Warum will ich diesen Job haben?“ – kurz und knackig (das sind die Fragen, die bei einer Bewerbung bei OTTO auf Sie zukommen).

Kurze Anschreiben liegen sowieso im Trend. Weitere Beispiele und Tipps für ein kurzes Anschreiben im Artikel Anschreiben bei einer E-Mail Bewerbung.

Fazit

Eine Bewerbung ohne Anschreiben ist vorerst nur in wenigen Bewerbungsverfahren Realität, denn sie gilt nur für sehr wenige Arbeitgeber, wenige Berufsgruppen oder nur für Bewerbungen auf Ausbildungsplätze. Es macht durchaus Sinn, bei den Berufsgruppen und Auszubildenden auf ein Anschreiben zu verzichten, wo das schriftliche Ausformulieren im beruflichen Alltag keine Relevanz hat.

Wer keine Zeit oder Lust hat auf das ausgeklügelte ausformulieren eines Anschreibens, für den kann ein kurzes Anschreiben oftmals die beste Wahl sein: Es bietet die Chance für Bewerber Zeit zu sparen, und trotzdem Interesse zu wecken.

Was einem nicht erspart bleibt, und das sollte bereits vor dem Absenden der Bewerbung passieren: Sich im klaren zu sein über seine Motivation. Spätestens im Vorstellungsgespräch wird dies ein Thema sein.

 Viel Erfolg!