Arbeitszufriedenheit ist machbar

Gastartikel von Hans-Georg Willmann, bekannter Fachautor, zum Thema Arbeitszufriedenheit und über kurz- und langfristige Strategien zu mehr Zufriedenheit. Ein wichtiges Thema, denn 70 % der Angestellten sind mehr oder weniger unzufrieden mit ihrem Job. Deshalb lohnt sich der Blick auf die Frage: „Was kann ich ändern?“

Die Frage danach wie zufrieden wir im Job sind, ist die Frage danach, wie gut unsere Wünsche (Bedürfnisse und Erwartungen) und die Wirklichkeit (Job-Realität) zusammenpassen. Diese Passung fängt bereits bei der Auswahl des Arbeitgebers, wahrscheinlich sogar schon bei der Wahl des Berufes an. Die ersten beiden und gleichzeitig wichtigsten Tipps lauten deshalb:

1. Augen auf bei der Berufswahl: Machen Sie eine Ausbildung oder ein Studium, auf das Sie wirklich Lust haben und wo Sie Ihre Talente und Eigenschaften einsetzen können.

 

2. Augen auf bei der Arbeitgeberwahl: Prüfen Sie bevor Sie einen Arbeitsvertrag unterschreiben, ob der Arbeitgeber und Sie wirklich zusammenpassen.

Zum Beispiel: Passt die Branche zu Ihnen? Als Umweltschützer werden Sie in der Atomenergiebranche keinen Spaß haben. Passt die Firmenstruktur (Konzern, Mittelständler, Kleinunternehmen) zu Ihnen? Jemand, der sich in einem kleinen Familienunternehmen wohlfühlt, kann sich in einer multinationalen Konzernstruktur verloren fühlen.

Im Vorstellungsgespräch helfen eine Handvoll Fragen zur Unternehmensorganisation, zur Teamstruktur, zur Führungskultur und zum Betriebsklima, um zu prüfen, ob das mit der Arbeitszufriedenheit etwas werden kann. Wer auf Harmonie gepolt ist, der sollte beispielsweise nicht in einem hoch kompetitiven Betriebsklima arbeiten. Wer eher die eigenständige Arbeit schätzt, der sollte nicht in großen Teams arbeiten.

Einmal im Job angekommen passt natürlich trotzdem nicht immer alles zu 100 Prozent. Irgendetwas ist ja immer. Es gibt vielleicht Phasen in denen ziemlich viele Dinge gut sind und die Zufriedenheit hoch ist. Das ist jedoch, glaubt man den Umfragen, eher selten. Hier hilft der dritte Tipp:

3. Akzeptieren Sie dass Zufriedenheit kein Dauerzustand ist: Zufriedenheit ist ein flüchtiger Zustand, weil sich Ansprüche und Realität im Laufe der Zeit verändern. Eine vorübergehende Unzufriedenheit ist nicht per se schlecht, denn sie kann die Triebfeder für Veränderung sein. Chronische Unzufriedenheit macht hingegen krank.

Zufriedenheit verläuft in Wellen

Und wenn Sie sich dann doch einmal in einer längeren Phase der Unzufriedenheit wiederfinden, kann Ihnen der vierte Tipp helfen:

4. Übernehmen Sie eine aktive Rolle: Sich als Opfer zu erleben und zu jammern, bewirkt nichts, außer Leid. Weder der Chef noch die Arbeitsbedingungen ändern sich wie von Zauberhand. Die Lösung: Sich selbst als verantwortlich Handelnder erleben und die berufliche Zukunft in die eigene Hand nehmen. Und zwar jetzt!

Dazu können Sie in einem ersten Schritt einmal die Fakten checken. Das ist der fünfte Tipp:

5. Realitätscheck durchführen: Was ist gut? Was ist schlecht? Ein Faktencheck hilft um zu prüfen, welche Aspekte der aktuellen Arbeitssituation einer Veränderung bedürfen, und welche bereits ganz okay sind. Es gilt: Wer zu selten an das denkt, was er hat, aber immer an das, was ihm fehlt, der kann nicht zufrieden werden.

Stimmen zu viele Punkte in Ihrer Bilanz nicht mit Ihren Wünschen überein, sollten Sie handeln. Zwei Wege stehen Ihnen dafür zur Verfügung. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Das ist der sechste Tipp:

6. Erstens: Ändern Sie etwas an Ihrer Jobsituation, indem Sie mit Ihrem Chef sprechen oder den Job wechselt. Zweitens: Ändern Sie die Einstellung zum Job, indem Sie die eigenen Ansprüche heruntergeschraubt oder sich die schlechten Dinge im Job schönreden.

Alles hat einen Preis. Egal welchen Weg man wählt, jeder Weg hat seinen Preis. Das Chefgespräch macht Angst: „Wie wird der Chef reagieren? Werde ich gefeuert?“ „Geht der Chef auf meine Wünsche ein?“ Der Jobwechsel bedeutet Unsicherheit und oft Existenzsorgen: „Wie wird es beim neuen Arbeitgeber?“ „Ist mein Arbeitsplatz dort sicher?“ Seine Ansprüche herunterzuschrauben oder sich die Dinge schön zu reden führt über längere Zeit zur Frustration und die kann über eine Resignation direkt in die Depression übergehen. Und wer ewig jammert, der verliert auf Dauer seine Freunde.

Fazit

Das Chefgespräch ist der Königsweg zu mehr Arbeitszufriedenheit. Denn erst, wenn der Chef einem Mitarbeiter direkt ins Gesicht sagt, dass er an der Arbeitssituation nichts ändern kann oder nichts ändern will, lohnt sich die Frage: Bleiben oder gehen?

Mit diesen sechs einfachen Tipps sind wir in der Lage viel für unsere Arbeitszufriedenheit zu machen – damit unsere Wünsche und die Wirklichkeit wenn auch nicht immer, so doch immer öfters gut zusammenpassen.

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30 Minuten Arbeitszufriedenheit

von Hans-Georg Willmann

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Über den Autor

Hans-Georg WillmannHANS-GEORG WILLMANN 
ist Experte für Karrierefragen und Coach aus Leidenschaft. Wie man seine Arbeitszufriedenheit verbessern kann, das beschreibt der Freiburger Diplom-Psychologe und Autor in seinem neuen audissimo Hörbuch (GABAL-Verlag).

www.willenskraft.de

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