Präsentismus: Warum gehen Mitarbeiter krank zur Arbeit?

Präsentismus bedeutet, dass Mitarbeiter krank zur Arbeit erscheinen. Was vielleicht gut gemeint ist, weil der Arbeitgeber nicht auf seinen Arbeitnehmer verzichten muss, kann tatsächlich sehr schnell nach hinten losgehen und nicht nur Folgen für die eigene Gesundheit haben. Dann nämlich, wenn der kranke Mitarbeiter seine Kollegen ansteckt…

Präsentismus: Was versteht man darunter?

Das Wort Präsentismus hängt eng mit unserem häufiger verwendeten Wort Präsenz zusammen – und damit haben wir auch schon den Kern der Wortbedeutung. Man ist anwesend. Und zwar Arbeitnehmer am Arbeitsplatz, obwohl sie es eigentlich nicht sollten, weil sie krank sind.

Wer Präsentismus lebt, erscheint mit Fieber, Husten, Kopf- und Gliederschmerzen am Arbeitsplatz, statt zum Arzt zu gehen und sich bei seinem Arbeitgeber krank zu melden. Denn tatsächlich hat der Arbeitnehmer relativ wenig davon, wenn seine Angestellten krank ins Büro kommen.

Was sind die Folgen des Präsentismus?

Die nahe liegende Folge, wenn es um Präsentismus geht, ist die Gefahr für die Kollegen. Wer mit einem Infekt auf der Arbeit erscheint, statt sich krank zu melden, könnte die gesunden Kollegen anstecken. Was wiederum dazu führt, dass diese wegen Krankheit der Arbeit fernbleiben oder auch den Präsentismus leben und ihrerseits noch weitere Kollegen anstecken könnten.

Auf der anderen Seite können sich kranke Arbeitnehmer natürlich auch nicht richtig erholen. Wer am Schreibtisch sitzt oder an seinem Arbeitsplatz in einer Produktionshalle steht, statt sich zuhause auszukurieren, wird nicht so schnell wieder gesund. Das kann ernste Folgen für die Gesundheit haben, denn ein verschleppter Infekt kann sich zu einer ernsthaften Erkrankung entwickeln.

Wenn es einmal so weit ist, dauert es natürlich noch länger, bis der Arbeitnehmer wieder gesund ist.

Kurzum, Präsentismus bringt weder Arbeitnehmer noch Arbeitgeber etwas. Beide sind in der Regel gut beraten, wenn man bei Krankheit zuhause bleibt, bis man wieder gesund ist.

Präsentismus wirkt sich auf Produktivität aus

Tatsächlich ist es nicht allein damit getan, dass kranke Arbeitnehmer eine Gefahr für sich und die (noch) gesunden Kollegen darstellen. Untersuchungen zeigen noch einen weiteren beunruhigenden Zusammenhang: Mitarbeiter, die krank am Arbeitsplatz erscheinen, statt sich krank zu melden, haben eine eingeschränkte Produktivität. Das klingt zunächst nicht weiter verwunderlich, denn natürlich können kranke Arbeitnehmer nicht so viel leisten, wie gesunde.

Das stimmt, ist aber nur die halbe Wahrheit. Denn tatsächlich erledigen Arbeitnehmer, wenn sie krank arbeiten weniger, als würden sie überhaupt nicht am Arbeitsplatz erscheinen. Was vielleicht paradox klingt, hat einen einleuchtenden Kern.

Kranke Arbeitnehmer bitten häufig ihre Kollegen um Hilfe, wenn sie etwas nicht schaffen, eben weil sie krank sind. Diese Kollegen werden in dieser Zeit von ihrer eigentlichen Arbeit abgehalten und können sie nicht oder erst später erledigen.

Damit halten Mitarbeiter, die sich durch Präsentismus hervortun, den gesamten Arbeitsprozess auf und führen so zu einer verminderten Produktivität aller Beteiligten. Noch ein Grund mehr, bei einer Krankheit lieber das Bett zu hüten. Das hat nämlich nicht nur Vorteile für die eigene Gesundheit.

Präsentismus: Warum gehen Mitarbeiter krank zur Arbeit?

Bei so vielen Nachteilen stellt sich natürlich die Frage, warum Präsentismus bei einigen Arbeitnehmern überhaupt verbreitet ist. Hier sind die Gründe ganz individuell und damit sehr verschieden:

  • Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren: Besonders Mitarbeiter in der Probezeit und solche mit einem befristeten Arbeitsvertrag erscheinen auch dann bei der Arbeit, wenn sie krank sind. Sie denken, dass sie sich durch ihre Anwesenheit vor einer Kündigung schützen können.
  • Krankheit wird unterschätzt: Es kann dagegen auch sein, dass Arbeitnehmer ihren Gesundheitszustand zu positiv bewerten. Sie sind zwar krank und können andere Mitarbeiter anstecken, fühlen sich aber nicht so.
  • Angst vor Kommentaren: Wer auf der Arbeit ohnehin schon einen schweren Stand hat, wird nur ungern wegen Fieber und Husten der Arbeit fernbleiben. In diesem Fall ist die Angst vor blöden Kommentaren oder gar Mobbing größer als der Leidensdruck, den die Erkrankung mit sich bringt.