Einstellungstests erfolgreich meistern

Ein Gastartikel von Dipl.-Psych. Hans-Georg Willmann

Wie meistert man Einstellungstests? Welche Tests und welche Aufgaben gibt es eigentlich und wie bereitet man sich darauf vor? Wer vor einem Einstellungstest steht, hat im Bewerbungsprozess bereits einige Schritte erfolgreich gemeistert. Jetzt heißt es, sich gut vorzubereiten, damit der Testerfolg kein Zufall bleibt.

Einstellungstest bei Polizei, Feuerwehr & Co.

Ob Polizei, Feuerwehr oder Bundeswehr, ob große Konzerne wie Lufthansa, mittelständische Betriebe oder Kleinunternehmen – Einstellungstests sind keine Frage der Unternehmensart oder -größe mehr. Viele Arbeitgeber setzen mittlerweile auf standardisierte Auswahlverfahren, um die Eignung ihrer Bewerber für eine Ausbildungs- oder Arbeitsstelle zu überprüfen. Bei Institutionen des öffentlichen Dienstes wie zum Beispiel der Polizei sind die Auswahlverfahren besonders umfangreich. Klar, hier geht es ja auch um die öffentliche Sicherheit und da schaut man genau hin, welche Bewerberinnen und Bewerber passen. Es gilt das Prinzip der Bestenauslese.

Das Auswahlverfahren bei der Polizei

Duden Trainer Polizei und Feuerwehr-web
(2015, DUDEN-Verlag, 29,99 €)

Das Auswahlverfahren besteht aus vier Stufen. Der Computertest macht den Anfang. Geprüft werden die Allgemeinbildung, die Deutschkenntnisse, die mathematischen Fähigkeiten, das räumliche Vorstellungsvermögen und das logische Denkvermögen. Dann kommt der Sporttest. Denn Polizisten durchlaufen alle eine Grundausbildung, die körperliche Belastbarkeit und Fitness fordert. Und im aktiven Polizeidienst muss man fit sein. Danach wird ein strukturiertes Einzelgespräch durchgeführt, bei dem auch ein Psychologe anwesend ist. Bewerber, die diese ersten drei Stufen erfolgreich durchlaufen, werden abschließend bei einer polizeiärztlichen Untersuchung auf Herz und Nieren gecheckt. Für die Besetzung höherer Positionen im Polizeidienst, aber auch bei der Feuerwehr, bei der Bundeswehr und beim Auswärtigen Dienst, können solche Auswahlverfahren zwei Tage lang dauern. In Wirtschaftsunternehmen werden hingegen häufig kürzere Einstellungsverfahren von einem halben bis zu einem ganzen Tag durchgeführt.

Das Ziel von Einstellungstests

Das Ziel ist jedoch immer das gleiche: Ein Arbeitgeber will aus den Leistungen der Bewerberinnen und Bewerber im Einstellungstest auf den zukünftigen Ausbildungs- bzw. Arbeitserfolg schließen. Das heißt, Arbeitgeber wollen sich die Frage beantworten, ob ein Bewerber ein guter Mitarbeiter, ein guter Feuerwehrmann, ein guter Diplomat oder eben ein guter Polizist sein wird.

Allgemeinwissen & Co.

Einstellungstestverfahren in der Industrie, bei Banken und Versicherungen setzen sich oft aus verschiedenen Bausteinen zusammen. Obligatorisch für alle Ausbildungs- und Arbeitsstellen ist ein Vorstellungsgespräch. Je nach zu besetzender Stelle werden weitere Testelemente zur Allgemeinbildung, der Belastbarkeit, der intellektuellen Leistungsfähigkeit, den persönlichen Einstellungen und dem Sozialverhalten und zu weiteren stellenbezogenen Fähigkeiten durchgeführt. Die Testdurchführung erfolgt immer mittels Fragebogen (Multiple-Choice) und verschiedenen Testaufgaben – die oft am Computer durchgeführt werden – Assessment-Center-Übungen und strukturierten Interviews.

Testdurchführung

Die Allgemeinbildung wird mittels Fragen aus den Bereichen Politik und Gesellschaft, Geschichte, Kultur, Geographie, Naturwissenschaft und Technik, Wirtschaft und Finanzen und dem aktuellen Tagesgeschehen überprüft. Hier spielen jeweils die Bereiche eine besondere Rolle, die für den angestrebten Ausbildungs- bzw. Arbeitsplatz relevant sind. Das intellektuelle Leistungsvermögen wird mit Intelligenztest-Aufgaben aus den Bereichen logisch-analytisches Denken, mathematisches und sprachlogisches Denken, Kreativität, räumliches Vorstellungsvermögen, Aufmerksamkeits- und Konzentrationsleistung sowie der Merkfähigkeit getestet. Zur Einschätzung der persönlichen Einstellungen und des Sozialverhaltens werden Persönlichkeitsfragebogen eingesetzt. Weitere stellenbezogene Fähigkeiten wie zum Beispiel Führungskompetenz oder Verhandlungsgeschick werden häufig in Assessment-Center-Übungen wie Rollenspielen, Gruppenübungen und Fallstudien überprüft. Die Fragen, Testelemente und Übungen der Einstellungstestverfahren wiederholen sich regelmäßig. Deshalb kann man sich gut darauf vorbereiten.

Einstellungstests üben

(2015, DUDEN-Verlag, 19,99 €)

Wenn eine Ausbildungs- oder Arbeitsstelle bestimmte Fähigkeiten, Kenntnisse und Persönlichkeitseigenschaften erfordert, werden Unternehmen ihre Einstellungstests diesen Anforderungen entsprechend konzipieren. Bewerber und Bewerberinnen, die sich vorab Gedanken machen, können in etwa abschätzen, was sie erwarten wird. Es lohnt sich jedoch auf jeden Fall auch beim potenziellen Arbeitgeber nachzufragen, was genau getestete wird, um sich speziell vorbereiten zu können. Einige Tage, besser Wochen vor einem Einstellungstestverfahren sollte man Zeitung lesen und Nachrichten hören, um über das aktuelle Tagesgeschehen informiert zu sein. Es lohnt sich auch das Kopfrechnen und die Rechtschreibung noch einmal zu üben. Um die Struktur verschiedener Intelligenztest-Aufgaben schneller und besser zu verstehen ist es hilfreich sich entweder ein Test-Übungsbuch zu kaufen und Schritt für Schritt durchzuarbeiten, oder online zu üben. Der Aufwand lohnt sich. Denn durch die Vorbereitung wird man sehr viel gelassener an die Testdurchführung gehen. Mit den folgenden Vier einfachen Tipps kann man Einstellungstest souverän meistern.

Vier Tipps für den Testtag

  1. Bereiten Sie sich gut vor. Inhaltlich und organisatorisch. Gehen Sie am Vortag früh schlafen damit Sie am Testtag ausgeruht sind. Auch die äußere Erscheinung und das Verhalten bei der Testdurchführung zählen. Achten Sie deshalb auf ein gepflegtes Erscheinungsbild, auf höfliche Umgangsformen und natürlich auf Pünktlichkeit.
  2. Hören Sie dem Testleiter gut zu und lesen Sie Fragen und Aufgaben genau durch, bevor Sie mit der Bearbeitung starten. Konzentrieren Sie sich ganz auf die Tests und auf sich.
  3. Bleiben Sie ruhig, auch wenn Sie nicht sofort eine Lösung finden. Die meisten Einstellungstests sind so aufgebaut, dass die Schwierigkeit der Aufgaben zunimmt und Bewerberinnen und Bewerber nicht alles schaffen können. Man will Sie in eine Stresssituation bringen, um Ihre Belastbarkeit zu überprüfen. Wenn Ihnen nach einer angemessenen Zeit keine Lösung einfällt, dann gehen Sie zur nächsten Frage über.
  4. Beantworten Sie Fragen zu Ihrer Persönlichkeit, zu Ihrer Einstellung und zu Ihrem Sozialverhalten wahrheitsgemäß – denn stimmt Ihre Selbsteinschätzung in Persönlichkeitsfragebogen und im Job-Interview nicht mit der Fremdeinschätzung der Firmenvertreter überein, wirken Sie unglaubwürdig und bekommen die Stelle nicht.

Die Vorbereitung auf ein Einstellungstestverfahren ist aufwändig. Der Testtag selbst ist anstrengend. Aber die Mühe lohnt sich. Selbst wenn Sie eine Stelle am Ende nicht bekommen, sind Sie fürs nächste Mal besser gerüstet. Denn durch die Rückmeldung der Ergebnisse erhalten Sie ein genaues Bild Ihrer Leistungsfähigkeit und können darauf aufbauen. Viel Erfolg.

HANS-GEORG WILLMANN : Autorenfoto © Alex Jung
Autorenfoto © Alex Jung

HANS-GEORG WILLMANN ist Experte für Karrierefragen und Coach aus Leidenschaft. Er war lange Jahre als Personaler für öffentliche Organisationen und Unternehmen tätig. 2003 gründete er sein Büro für Personalberatung & Coaching. Seit 20 Jahren unterstützt er Arbeitgeber bei der Personalauswahl und berät als zertifizierter Coach (BDP) Menschen zu beruflichen Fragen. Willmann ist Autor zahlreicher Erfolgsratgeber zu den Themen Karriere, Erfolg und „Besser Leben“. Wie man Einstellungstests erfolgreich meistert, beschreibt der Freiburger Diplom-Psychologe in zahlreichen seiner Bücher, erschienen u.a. im DUDEN-Verlag. www.willenskraft.de